«Grün» heisst tiefes Risiko – Artikel aus der Serie “20 Jahre KOGIS” und Mehrwert der Dienstleistung

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Die kostenlose Planungsplattform «skitourenguru.ch» hilft Skitourenfreunden bei der Planung einer Tour mit tiefem Lawinenrisiko. Sie ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie auch Community-Portale mit den Daten und Karten von swisstopo Mehrwert generieren können.

 

SKOS

Günter Schmudlach ist Software-Entwickler – und ein passionierter Skitourengänger. Sein Vater, ein Alpinist, nahm ihn schon als Kind mit in die Berge. «Ich unternehme seit vierzig Jahren Skitouren – und ich liebe Karten», erzählt er. Weil es ihm zu mühsam war, jedes Wochenende das Internet nach geeigneten Skitouren abzusuchen, begann er nach einem Sabbatical im Jahr 2012 mit dem Aufbau der Plattform «skitourenguru.ch». Dafür nutzt er die Daten und Karten von swisstopo.

1200 Routen, Tipps für Einsteiger und Lawinenkunde

Rund 1200 Skitouren sind im Skitourenguru erfasst. Die Plattform erzeugt computergestützt eine Liste von Skitouren, die ein tiefes Lawinenrisiko erwarten lassen. Ein Ampelsystem zeigt das Lawinenrisiko an: Grün bedeutet tiefes, orange erhöhtes und rot hohes Risiko. Weiter bietet der Skitourenguru eine Reihe von Services an, unter anderem eine automatisch generierte Skitourenkarte für die ganze Schweiz.

Rund 10’000 Personen nutzen den Skitourenguru regelmässig; pro Tag besuchen ihn 500 bis 1000 Personen. Günter Schmudlach erklärt das Vorgehen: «Man wählt auf skitourenguru.ch eine passende, grüne Skitour aus und plant sie in einer ersten Phase zuhause. Ich empfehle die Planung auf map.geo.admin.ch mit anschliessendem Ausdruck eines Kartenausschnitts.»

Selber denken

Der Skitourenguru zeigt die Schlüsselstellen der Tour an. Er ersetzt aber nicht die Eigenverantwortlichkeit der Tourengängerinnen und -gänger. Es gilt die 3×3-Regel: «In jeder der drei Phasen Planung, Beurteilung vor Ort und Einzelhang müssen jeweils die drei Faktoren Verhältnisse, Gelände und Mensch beurteilt werden», betont Günter Schmudlach. «Der Skitourenguru hilft bei der Planung einer geeigneten Skitour, aber er weiss natürlich nicht, wie es vor Ort aussieht, und in welcher Verfassung sich der Mensch befindet.»

Günter Schmudlach
Günter Schmudlach

Tagesaktuelle Risikokarte

Basis für die Berechnung des Risikos sind eine statische Lawinengefahrenkarte und das aktuelle Lawinenbulletin des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung SLF. Die Lawinengefahrenkarte gibt Auskunft darüber, ob ein Punkt im Gelände für eine Lawinenauslösung «geeignet» ist. Vier Faktoren sind entscheidend: Hangneigung, Hanggrösse, Hangform und Bewaldung. Die ersten drei Faktoren werden mit Hilfe des digitalen Höhenmodell swissALTI3D berechnet; Angaben über die Bewaldung liefert das Topografische Landschaftsmodell TLM3D.

Mit Hilfe einer Reduktionsmethode erstellt der «Guru» aus den Eingangsdaten der Lawinengefahrenkarte und des Lawinenbulletins eine tagesaktuelle Risikokarte. Diese weist nicht nur einem bestimmten Gebiet, sondern jedem Punkt im Gelände ein kontinuierliches Risiko zu. Abgeleitet wurde die Reduktionsmethode aus 1500 Lawinenunfällen sowie Begehungsdaten von 50’000 Kilometern real begangener Skitouren. Die Punktrisiken kombiniert der «Guru» im letzten Schritt für die bereitgestellten Routen zu einem Risiko-Indikator.

Viel Arbeit – und starke Partner

Gibt es den Skitourenguru auch auf dem Smartphone? «Skitourenplanung soll eigentlich auf einer Karte oder auf einem grossen Bildschirm stattfinden», sagt Günter Schmudlach. «Auf dem Smartphone ist die Bedienung schwierig. Allerdings bin ich dabei, die Plattform komplett neu zu entwickeln, damit die Website auch auf dem Smartphone gut funktioniert.»

Entwicklung und Betreibung der Plattform sind zeitaufwändig – und für Günter Schmudlach seit 2018 ein Vollzeit-Job. Jeden Winter leitet er rund 15 Workshops, an denen jeweils zwischen 40 bis 80 Personen teilnehmen. «Ich schätze den Kontakt mit der Community und freue mich über die zahlreichen Rückmeldungen, die ich erhalte.» Namhafte Partner unterstützen das Projekt, darunter die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU), der Schweizer Alpenclub SAC sowie mehrere bekannte Bergsport- und Outdoor-Ausrüster.

Der Skitourenguru ist kostenlos und kann ohne Login benutzt werden.

20 Jahre KOGIS, Koordination, Geoinformation und Services

Am 1. Januar 2000 nahm die Stabsstelle KOGIS, kurz für Koordination, Geoinformation und Services, ihren Betrieb auf. Ihre Aufgabe: Eine Koordination im Geoinformationsbereich zu schaffen, damit nicht jedes Amt und jeder Kanton eine eigene Infrastruktur aufbauen mussten. Unter dem Einfluss von KOGIS entwickelte sich swisstopo von einem Geodatenproduzenten zu einem Dienstleistungszentrum, von dessen Produkten und Leistungen jede Schweizerin und jeder Schweizer profitieren kann. Insbesondere mit dem Geoportal map.geo.admin.ch hat KOGIS etwas geschaffen, das grossen und vielfältigen Nutzen für alle stiftet.

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